Bild: Rattenexperiment von Richter - Die Hoffnung stirbt buchstäblich zuletzt … Ratten, die kurz vor dem Absaufen “gerettet” werden, schwimmen beim nächsten Versuch erheblich länger, bevor sie aufgeben. Hoffnung mobilisiert also ungeahnte physische Kraftreserven.
Von der Vielfalt über Propaganda zu Einfalt und Bevölkerungskontrolle
“Zu glauben, dass alle Menschen in alle Ewigkeit verschiedene Dinge denken, aber dasselbe tun, ist eine zweifelhafte Annahme.” (Lippmann, S. 70)
Nicht nur gibt es eine Vielzahl von Menschen auf der ganzen Welt, sondern es existiert auch eine ebensolche Mannigfaltigkeit an inneren fiktiven Welten, sogenannte Pseudo-Umwelten, wie Lippmann sie nennt, und daran ändert sich auch nichts, wenn eine Anzahl von Menschen innerhalb bestimmter - meist sowieso willkürlich gesetzter - Grenzen und eines bestimmten Staatsgebietes lebt. Selbstredend gilt dies nicht nur für Staatengebilde im modernen Sinn und zwar ganz gleich ob kommunistisch, demokratisch, faschistisch oder sozialistisch, sondern es gilt und galt für ebenso für Imperien, Monarchien oder religiöse Hierarchien.
Wenn das Verhalten eines jeden Menschen von einer individuellen Pseudoumwelt bestimmt wird, dann ergibt sich nicht nur aus Sicht jeder menschlichen Gesellschaft sondern jeder Organisation und Gruppierung - von der Kleinstfamilie bis zum Superstaat -, in der es um die Zusammenarbeit von Menschen geht, ein Grundproblem, das Lippmann in einer weiteren Parabel trefflich verdeutlicht. Er schreibt:
„Vier Menschen kommen vielleicht unter demselben Laternenpfahl zusammen: Einer malt ihn maigrün, weil das zu einer großen städtischen Reinemachaktion gehört; der andere liest im Licht der Lampe sein Brevier; der dritte umarmt von Zeit zu Zeit in einem Anfall von alkoholischer Begeisterung den Pfosten; und der letzte steht dort bloß, weil der grüne Pfosten ein weithin sichtbarer Punkt für ein Rendezvous mit seiner jungen Freundin ist: Das Abend für Abend zu erwarten wäre aber unsinnig ...“
Die vier Männer wahlweise natürlich auch Frauen und Diverse stehen nicht nur für beliebige Einzelpersonen, die sich aus welchen Gründen auch immer zur selben Zeit am selben Ort befinden, sondern auch für Gesellschaften, Länder, Dörfer, aber ebenfalls, wenn man die Vorstellung etwas erweitert, für Parteien, Unternehmen, Universitäten, Sekten und Nationalitäten, usw.
Wer also eine Gesellschaft steuern will, muss eine Möglichkeit finden, die Pseudoumwelten der Menschen wenigstens in einem bestimmten Maß zu manipulieren und gleichzuschalten. Die Möglichkeit hat einen Namen:
Propaganda!
Das Mittel der Wahl, um Einfluss auf die unterschiedlichsten Pseudoumwelten der Menschen zu nehmen, ist die Propagierung von Stereotypen.
Schlagwörter und Stereotypen – wie informierte Meinungsbildung verhindert wird
Anmerkung: Teile des nachfolgenden Textes habe ich am 27.03.2023 in News&Vermischtes notiert.
„Wer hat je die Erfahrung gemacht, dass Wahrheit bei einer freien und offenen Begegnung ins Schlechte verkehrt worden wäre?“ John Milton, Aeropagitica
Das hört sich eigentlich gut an und vernünftig, sollte man meinen. Vorausgesetzt allerdings, man lässt den Wettstreit genügend lange andauern […] (Lippmann, S. 278). Bei genauerem Hinsehen ist es dann aber doch nicht so einfach. Zum einen ist da das Problem mit der Definition des Begriffs „Wahrheit“, zum anderen scheint eine „freie und offene Begegnung“ heutzutage geradezu Seltenheitswert zu haben.
In den vergangenen 3 1/2 Jahren habe ich regelmäßig die Erfahrung gemacht, dass in einer beliebigen geselligen Runde mindestens eine Person sitzt (oft sind es aber mehrere Frauen), die bei einem Gesprächsthema, das auch nur den Hauch eines Anscheins von Politik hat, stets sagt: „Aber bitte, doch jetzt nicht über Politik reden!“ Ja aber wann dann? Allein daheim im stillen Kämmerchen?
Es wird wohl so sein, dass es diese Art von Leuten schon immer gegeben hat, die sich entweder ausgeschlossen fühlen in der Diskussion, weil sie sich grundsätzlich nicht mit „Politik“ befassen und sich nicht mit bestimmten Themen beschäftigt haben, oder weil sie sowieso nichts machen zu können glauben, oder weil sie zu bequem sind, eine Meinung zu artikulieren, vielleicht weil sie keine haben, oder warum auch immer. Meiner Erfahrung nach gibt es weiterhin noch eine zweite Klasse von Leuten (die wohl jeder kennt), die tatsächlich eine Meinung haben. Doch scheint es sich dabei gar nicht um ihre eigene Meinung zu handeln, sondern sozusagen um die „Öffentliche Meinung“, die gerade über die Medien propagiert wird, und die natürlich im Kern eine politische Botschaft ist. Bei diesen Leuten wiederum kann in der Regel von einer „freien und offenen Begegnung“ nicht die Rede sein.
Walter Lippmann schrieb vor ziemlich genau 100 Jahren in seinem Buch “Public Opinion” (auf deutsch: Die Öffentliche Meinung), „dass die Menschen kaum die Wahrheit finden, wenn sie diese nicht auch aussprechen können […]“. Sobald diese bürgerlichen Freiheiten beschnitten werden, wie etwa während eines Krieges, so bedeutet die Unterdrückung des Denkens eine Gefahr für die menschliche Zivilisation […] S. 278
Lippmann konnte sich damals, kurz nach dem 1. Weltkrieg kaum vorstellen, wie es heutzutage so zugeht in den westlichen „Demokratien“, denn er schrieb: die Masse der Menschen würde die professionellen Inquisitoren nicht lange erdulden, „weil diese unter der Kritik der Bürger, die nicht gewillt sind, sich terrorisieren zu lassen, allmählich als kriechende Kreaturen entlarvt werden, die in Neunzehntel der Zeit nicht einmal wissen, wovon sie reden.“ S. 278 f.
Da, in diesem Punkt Herr Lippmann, haben selbst Sie vielleicht die Macht von Propaganda und Stereotypen um so einiges unterschätzt! Solange der Terror in Gestalt der Bekämpfung einer fiktiven Seuche daherkommt, sind heutzutage sowohl den gesellschaftlichen Einschränkungen als auch den “notfallmäßig” selbst ermächtigten Vollmachten unserer Politiker offenbar kaum Grenzen gesetzt.
Dies schrieb ich, wie gesagt im März 2023, bevor die Regierungskampagne “gegen Rechts” Fahrt aufnahm.
Interessant ist, dass Lippmann sein Buch gerade dann (jedenfalls kurz darauf) schrieb, als die sogenannte “Spanische Grippe” propagiert wurde und in einigen US-amerikanischen Städten wie San Francisco Maskenzwang im Öffentlichen Raum verhängt und die Verordnungen teils drakonisch durchgesetzt wurden. Jeglicher Zusammenhang der “Spanischen Grippe” mit den damaligen Impfkampagnen der US-Militärs, aber auch anderer “Industriestaaten” weltweit, wird standhaft geleugnet.
1918 - Maskenverweigerer mussten in einigen US-Städten mit Gefängnis rechnen.
Sicherlich wissen Sie, dass Epidemien im gesamten Verlauf der Geschichte insbesondere in Zeiten der Not, von Kriegen und Hungersnöten, von schlechten sozialen Bedingungen, mangelnder Hygiene und Existenzsorgen beobachtet wurden. Nun, 1918, als die Spanische Grippe ausgebrochen sei, war der Große Krieg ja noch voll im Gange, und der betraf jetzt auch die Amerikaner. Außerdem wurde geimpft, was das Zeug hält. Berichte über die fünf- oder sechsfach Impfungen der US-amerikanischen Rekruten haben überlebt und können z.B. in “Operation geglückt - Patient tot” nachgelesen werden. Etwaige Zusammenhänge wurden erst von Kritikern in der Neuzeit hervorgehoben.
Schon damals wurde die Pseudo-Realität implementiert, nach der “Impfungen” dem Wohl der Menschheit dienten und vor einer Krankheit schützten. Dass die “Spanische Grippe” seltsamerweise nicht ansteckend war, wurde damals in mehreren Untersuchungen bewiesen. S. Operation geglückt - Patient tot! und weitere Artikel auf matrix169.
Verschlagwortung (Totschlag-Wörter?) - Stereotypen und Diffamierung politischer Gegner
Als ich neulich mit einem Menschen von jenem Schlag sprach, der die sogenannte „Öffentliche Meinung“ verinnerlicht hat, kamen wir auch auf das Thema Zensur. Woraufhin die Öffentliche Meinung in ihm sprach, es gäbe keine. Jeder könne sagen, was er oder sie wolle, womit das Thema beendet war, und mein Kollege und ich in seinen Augen wieder einmal als Verschwörungstheoretiker oder so dastanden. Dieser Meinung war der Kollege natürlich nicht erst seit gestern. Dass es Leute gäbe und wohl auch tatsächlich gibt, die hinter jeder Ecke eine Verschwörung sehen, ist zwar einerseits angesichts der Realität kein Wunder, andererseits handelt es sich bei diesem Ende der 60er Jahre von der CIA, Abteilung Psyops”, in die Welt gesetzten Begriff, um ein astreines Stereotyp, vergleichbar mit dem des fiesen Juden oder “der Gefahr des Kommunismus” während des Kalten Krieges.
Sollte jemals ein Zeitfenster kommen, in dem eine wirkliche Veränderung der politischen Verhältnissen wenigstens theoretisch möglich wäre, so wünsche ich mir unter anderem eines: Dass die Menschen verstehen, wie die Verschlagwortung von Begriffen, die über die Medien unters Volk gebracht werden, zu einer sehr wirksamen Form von Selbstzensur geraten können und – wenn nicht kritisch und informiert hinterfragt – zu etwas führen, das vom ursprünglichen Sinn des Wortes „Demokratie“ nur eine tote leere Hülle übrig lässt.
(Tot-)Schlagwörter wurden in der Politik selbstverständlich schon immer verwendet, um politische Gegner zu diffamieren und die eigene Vorstellung über ein politisches Thema in ein vorteilhaftes Licht zu rücken, beispielsweise „Kommunist“ oder „Nazi“. Heutzutage gibt es aber eine solche Vielzahl an politischen Schlagwörtern, dass es beinahe unmöglich geworden ist, auch nur irgendeine eigene Meinung zu einem Thema zu haben, das von der „Öffentlichen Meinung“ nicht schon besetzt ist.
Die Rede ist von Schlagwörtern wie „Klima-Leugner“, „Corona-Leugner“, „Anti-Semit“, „Impfgegner“, „Rassist“, „Rechtsradikaler“, „Putin-Versteher“ und was es sonst noch so alles gibt. Diese Schlagwörter, auf deren Sinn oder Unsinn ich an dieser Stelle nicht eingehen will, sind keine Argumente, sie fördern nicht die „Wahrheit“ und nicht die „offene und freie Begegnung“, sie bieten den Menschen der Sorte „Bitte nicht jetzt über Politik reden“ und den Öffentlichen Meinungsvertretern ein Etikett, das sie auf jedes Thema kleben können, das vielleicht brisant aber politisch nicht erwünscht ist, und sie machen sich somit zu Handlangern von Politikern und Hintermännern (es gibt natürlich auch Hinterfrauen, aber sagt man das auch?), ohne es auch nur zu ahnen.
Erstaunlicher Weise gelangte ich im Lauf der andauernden Recherchen zu der vorläufigen Schlussfolgerung, dass Demokratie in einem idealen Sinn möglicherweise in ganz kleinem Rahmen funktioniert, im Großen und Ganzen in der Gegenwart jedoch allenfalls ein Annäherungswert erreicht werden kann, oder wie Lippmann es ausgedrückt hat:
„Wenn daher in der Gemeinschaft im Staate nicht die Überzeugung wächst, dass das Vorurteil und die Intuition nicht ausreichen, wird die Entwicklung einer realistischen Meinung, die Zeit, Geld, Arbeit, bewusstes Entgegenkommen, Geduld und Gleichmut erfordert, nicht genügend Förderung erfahren.“ (S. 233)
Oder, in meinen Worten: Wenn die Leute nicht beginnen, sowohl selbstkritischer als auch kritischer zu werden, und wenn diese „Gewohnheit nicht tief in uns verwurzelt ist, beim Lesen, Sprechen und in der Entscheidung, die Meinungen zu analysieren“, dann werden wir weder bessere Ideen entwickeln noch die kommenden Krisen gemeinsam meistern können.
Was wir also brauchen, ist ein völlig neues und vor allen Dingen freieres Bildungssystem. Was wir noch dringend brauchen, ist meiner Meinung nach weniger Staat und weniger Bürokratie. In einer Übergangszeit sehe ich Direkte Demokratie als beste Lösung an: Volksvertreter sollten direkt gewählt werden und keinem Parteiprogramm und keiner Partei untertan sein. Bin ich nun ein „Demokratie-Feind“?
PS: Im Grunde genommen sollten eigentlich nur noch Menschen wählen dürfen, die Verstand genug hatten die Propaganda der letzten Jahre zu durchschauen, eben solches gilt natürlich für alle wählbaren Politiker.
Grundlage der Schocktherapie
Kommen wir nun wieder zurück zum Bild der vier Einzelpersonen an einem Laternenpfahl. Diese stehen aus den verschiedensten Gründen um den Laternenpfahl versammelt, nicht etwa weil sie ihn lieben oder anbeten, sondern einfach weil er da ist, und während sie so dastehen und ihren verschiedenen Beschäftigungen nachgehen, erscheint unvermittelt ein Mann mit einer Kreissäge und haut den Pfahl ohne weitere Umstände ab. Obwohl jede der Personen von verschiedenen Motiven und fiktiven inneren Welten bewegt wird, wird dieser plötzliche Einbruch der wirklichen Welt in die Sinnenwelt einen Effekt auch auf die individuelle Pseudoumwelt haben, welche durch die harten Fakten auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden, welcher an einer grundsätzlichen Überzeugung des Egos kratzt:
Es ist die lebenswichtige Überzeugung, dass das Individuum innerhalb gewisser Grenzen Herr über sein Handeln ist. Diese Überzeugung gerät nun vorübergehend ins Wanken und muss neu justiert werden, wenn, wie in diesem Beispiel, ohne Ankündigung und Erklärung der Mann mit der Säge vorbeikommt und den Pfahl abmontiert. Die Entscheidung darüber ist von Menschen und Mächten getroffen worden, die die vier Personen am Laternenpfahl wahrscheinlich noch nicht einmal kennen, denn sonst hätten sie über den zu erwartenden Akt Bescheid gewusst.
Das Beispiel ist vielleicht nicht optimal, aber ausbaufähig. In extremerer Form wird dieses Prinzip in Form der Schocktherapie eingesetzt. Der Entzug oder die extreme Veränderung von Umweltfaktoren und Sinneswahrnehmungen, die normalerweise als selbstverständlich angenommen werden, erzwingen eine umgehende Neuorientierung, eine blitzartige Anpassung der Pseudoumwelt, und zwar ohne eine allmähliche Umstellung auf die neuen Bedingungen. Der Mensch, der durch die fiktive innere Welt mit der Außenwelt in Wechselwirkung steht, kann die blitzartige Veränderung des bislang Selbstverständlichen nicht in einem logischen Prozess verarbeiten; mit je nach Individuum und Stärke des Schocks extremen psychischen Folgen, welche Individuen sensibel für Beeinflussung, Propaganda und Manipulation machen.
Was für Individuen gilt, gilt ebenso, vielleicht mit noch größerer Wirkung, für Völker oder Bürger eines Staatsgebietes bzw. Wirtschaftsraumes. Spielarten der Schock-Therapie gibt es verschiedene. Z.B. die wirtschaftliche Schock-Therapie, die George Soros & Co nach dem Fall des Ostblocks in Polen, Russland und womöglich der Ukraine anwandte. Oder Die-Angst-vor-tödlichen-Viren-die-Jeden-bedrohen-Schocktherapie, die wir 2020 kennengelernt haben.
Ziel der Schocktherapie ist ein neues Paradigma auf den Weg zu bringen
Ziel von staatlicher, religiöser oder jeder anderen Form von Propaganda ist stets, Einfluss auf die Pseudoumwelt möglichst vieler Individuen zu nehmen, da es aus verschiedenen Gründen offenbar nicht angeht, dass jeder Mensch andere Ansichten über bestimmte Themen hat, welche den (z.B. politisch) erwünschten Charakter eines Gemeinwesens, einer Gesellschaft oder z.B. eines Staates charakterisieren. Die Schocktherapie eignet sich insbesondere für die Durchsetzung neuer Paradigmen, die ohne so einen Schock keine Chance auf Verwirklichung gehabt hätten.
Der Schock, der anno 2020 via aufgebauschter Virenangst und Lockdowns durch die Gesellschaft fuhr, ermöglichte z.B. die Durchsetzung und Akzeptanz der neuen mRNA-Technologie für Impfstoffe, doch dürfte damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein, wir erleben sozusagen die Geburt eines neuen, pseudo-wissenschaftlichen Paradigmas. Parallel dazu wurden Institutionen ermächtigt, welche die durch den “Schock” entstandene Lücke nutzen, um weitere gravierende Änderungen der politischen Arena vorzubereiten.
Jedes Mal, wenn ein starker Schock durch die Gesellschaften fährt, der praktisch jede einzelne individuelle Pseudoumwelt empfindlich stört, bieten sich für Macher, Hintermänner und Drahtzieher Möglichkeiten an, den Effekt der Hilflosigkeit und das Gefühl des Ausgeliefertseins der Menschen zu nutzen und neue Wirklichkeiten zu schaffen. Das ist z.B. der Fall bei Krieg, Bürgerkrieg, extremen Wirtschaftskrisen, anderen echten oder projizierten Notständen (Corona!).
Nicht eigens erwähnt zu werden braucht an dieser Stelle der Umstand, dass die politisch erwünschte neue Zielsetzung oder das Paradigma nicht unbedingt etwas mit dem vom gemeinen Bürger erwünschten Zustand der Gemeinschaft zu tun haben muss, und dass gewisse gut betuchte Kreise offenbar auch über die Möglichkeiten verfügen, die Öffentliche Meinung, die Medien und sogar die Schockauslöser schöpferisch zu gestalten, zu begleiten, kurz gesagt - zu kontrollieren. Dazu benötigt es wieder: Stereotypen und die Medien.
Wenn nun der Bewegungsspielraum der vier Leute am Laternenpfahl aus irgendwelchen Gründen eingeschränkt werden würde, sodass sie ihr räumlicher Mittelpunkt fortan eben diese Laterne wäre, was für ein politisches System würde sich wohl herausbilden? Auch dieses Beispiel lässt natürlich zu wünschen übrig, denn politische Systeme und Staaten entstehen nicht auf die Art und Weise, dass jeder einzelne, der im zu bildenden Staatsgebiet lebt, zu seiner persönlichen Meinung befragt wird. Dies passiert selbst dann nicht, wenn in Einzelfällen über eine Verfassung eines Staates abgestimmt wird, genauso wenig wie im alten Rom Demokratie herrschte, wenn per Akklamation des Populus über einen neuen Senator, Caesar oder Papst „abgestimmt“ wurde.
Von der Russischen und der 4. Industriellen Revolution
Lippmann schrieb an seinem Buch „Public Opinion“, als die Sowjetunion gerade die bolschewike kommunistische Revolution stattgefunden hatte. Es war eine Revolution mit ebenso tiefgreifenden Folgen für eine Gesellschaftsstruktur wie die Französische Revolution. In beiden Fällen wurden die Monarchen des vorherigen Systems nicht nur abgesetzt oder vertrieben, sondern gleich getötet.
Für Lippmann muss der Schock sowohl des 1. Weltkriegs als auch der Entwicklung in Russland noch frisch gewesen sein, als er sein Buch über die Öffentliche Meinung schrieb, ebenso wie das kommunistische System noch brandneu war, weshalb das nachfolgende Zitat einen ziemlich unverfälschten Blick auf die Gedankenwelt eines politische gebildeten Menschen bezüglich des neuen kommunistischen Systems ermöglicht. Lippmann fragt:
„Worauf gründen die Menschen, die am lautesten ihren „Materialismus“ und ihre Verachtung für „Ideologien“ verkünden, die marxistischen Kommunisten, ihre ganze Hoffnung? Auf die Formung des Menschen durch die Propaganda für eine klassenbewusste Gruppe. Aber was ist Propaganda, wenn nicht die Bemühung, das Bild zu ändern, auf das die Menschen reagieren, das heißt ein Gesellschaftsmodell durch ein anderes zu ersetzen?“ (1, S. 73)
Unwillkürlich, wenn auch vielleicht nicht zufällig, musste ich an Klaus Schwabs Modell einer „Vierten Industriellen Revolution“ denken. Drahtzieher dieser “Revolution” ist eine Klasse, die sich mit dem Begriff Technokratie umschreiben lässt, und die wahrscheinlich ebenso dem Materialismus zugetan ist wie die einstigen Bolschewiken.
Das vermute ich jedenfalls nach allem, was ich gelesen habe. Schwer einzuschätzen ist für mich, ob die Ideologen des Weltwirtschaftsforums und ähnlicher Organisationen überhaupt erkennen, dass sie einer Ideologie anhängen, oder wie diese Klasse allgemein zum Thema Ideologie steht, wenn es nicht gerade um die nicht wünschenswerten, zu zensierenden und auszumerzenden Ideologien politischer und anderer Gegner geht. Anderseits sind Ausbeutersysteme schon seit jeher von entsprechenden Ideologien abhängig.
Propaganda forever!
Propaganda gab es, ich glaube das kann man so sagen, schon immer. Propaganda ist, wenn jemand versucht, einem kleineren oder größeren Kreis von Menschen etwas einzureden, von dem dieser Jemand entweder selbst überzeugt ist, oder von dem man sich einen Vorteil verspricht. Ein Merkmal von Propaganda ist, dass die Botschaft nicht etwa still und leise ein, zwei Menschen verkündet wird, sondern ein möglichst große Kreis, also die Öffentlichkeit, angesprochen werden soll.
Der Bau von riesigen, weithin sichtbaren Kathedralen mit großen farbigen Fenstern, durch die das Licht gleichsam verklärt hereinfällt, während von der Kanzel das “Wort Gottes” verkündet wurde, war so ein Mittel, mit dem die Massen beeindruckt wurden, und gar nicht anders konnten, als zu glauben.
Propagandistische Mittel wurden schon seit jeher eingesetzt, wenn es galt, das Volk zu einem Krieg zu motivieren, gegen die bösen Anderen oder die Ungläubigen, wie es zur Zeit der Kreuzzüge, als diese Kathedralen zufällig erbaut wurden, und noch lange danach der Fall war. Etc. Mit den schönsten Worten wurde Franzosen und Rheinländern Anfang des 18. Jahrhunderts die Bewirtschaftung der französischen Kolonie Louisiana schmackhaft gemacht. Alles sollte es dort im Überfluss geben, während die Bedingungen in der Anfangszeit in Wirklichkeit äußerst hart waren. Aber man brauchte außer Zwangsarbeitern, zwangsverpflichteten Häftlingen und Sklaven eben auch Freiwillige, um die Besiedelung der Kolonie voranzubringen.
Wilhelm Maximilian Wundt (1832-1920)
Bevor Propaganda zu einer wahren Kunstform oder gar Wissenschaft erhoben wurde, lebten und lehrten Leute wie Gustav Le Bon, Thema des nächsten Abschnitts, und Sigmund Freud, der Psychologie von einer Kunst zur Wissenschaft erhob.
Noch früher jedoch gab es den deutschen Professor Wilhelm Maximilian Wundt (1832-1920), und der entwickelte etwas, das später als Experimentelle Psychologie bezeichnet wurde.
Wilhelm Maximilian Wundt promovierte an der Universität Heidelberg im Fach Medizin, und das dürfte zu einer Zeit gewesen sein, als Charles Darwin gerade seine These über die Entstehung der Arten niederschrieb. Wundts Doktorarbeit trug den Titel „Untersuchungen über das Verhalten der Nerven in entzündeten und degenerierten Organen“. Physiologie war sein Steckenpferd, und sofort nach dem Abschluss in Heidelberg ging Wundt an das Institut für Physiologie in Berlin. Wilhelm Wundt wurde zum Vater der experimentellen Psychologie und gründete 1875 ein eigenes Labor.
Wundt folgerte aus seinen Forschungen, dass nur die äußeren Erfahrungen einen Menschen ausmachen; physiologische Reize prägen ihn, auf sie reagiert er. Wundt geht so weit, dem Menschen einen eigenen Willen abzusprechen, und rückt ihn damit gerade einmal auf die Ebene eines Instinktwesens oder einer Marionette, die geführt werden müsse. [Rétyi, S. 122]
Wilhelm Maximilian Wundt, nun Professor für Philosophie an der Universität Leipzig, gründete das erste psychologische Laboratorium der Welt. Für WUNDT war der Wille, so wie er entstand, das direkte Resultat aus der Kombination wahrgenommener Reize, aber keineswegs die unabhängige Absicht eines selbstbestimmten Individuums. Er war der Überzeugung, der Mensch entbehre des Geistes und der Selbstbestimmung und suchte zu beweisen, dass ein Mensch allenfalls die Summe seiner Erfahrungen sei; der Reize, die in sein Bewußtsein und Unterbewußtsein eindrangen.
WUNDT’s These legte die philosophische Basis für die Prinzipien der Konditionierung, die später von PAVLOV (russischer Psychologe, 1849-1936) und amerikanischen Verhaltenspsychologen entwickelt wurden: z.B. für Lobotomie und Elektrokonvulsiv-Therapie, aber auch für Schulen, die mehr an der Sozialisierung des Kindes orientiert sind als an der Entwicklung des Intellekts und des Bestandes der Kultur und für das Wachstum einer Gesellschaft […]
In den nachfolgenden Jahren konnte man an nahezu jeder wichtigen europäischen oder amerikanischen Universität die neue Psychologie unter jemandem studieren, der seinen Doktor direkt bei WUNDT in Leipzig gemacht hatte. [4]. [Die Leipzig Connection, Lance J. Klass, Paoli Lionni, Wiesbaden 1979]. Insbesondere an der Universität von Chicago wurden Wundts Thesen und Experimente weiterentwickelt. Eine spezielle Technik, die von Wundt und seinen Schülern entwickelt wurde, erhielt die Bezeichnung Tachistoskopie. Es folgt ein kurzer Auszug aus “Die Fälschung der Welt”.
Tachistoskopie
Tachistoskope waren Apparate, die die Exposition eines visuellen Stimulus für eine hinlänglich exakt festlegbare Zeit ermöglichten. James McKeen Cattell, einer der ersten Assistenten Wundts am neu gegründeten Institut, untersuchte mit tachistoskopischen Mitteln u.a. die Fragen nach der Reaktionszeit auf einen visuellen Reiz, die benötigte Unterscheidungszeit, nach der ein Standard- von einem Vergleichsreiz mit hoher Treffsicherheit unterschieden werden kann, etc. Tachistoskope funktionierten prinzipiell so, dass der visuelle Stimulus für die festgelegte Zeit im Fenster einer vor diesem Stimulus bewegten Blende sichtbar wurde. Bei einer größeren Klasse von Tachistoskopen rotierte diese Blende, bei einer anderen – den Falltachistoskopen – wurde diese Blende translatorisch am Stimulusträger vorbeigeführt. [s. Link]
Mittels einem Tachistoskop konnte also festgestellt werden, welche und wie viele visuelle Eindrücke eine Testperson innerhalb einer bestimmten Zeitspanne registriert. Wundt entwickelte allerlei Apparate, mit denen Sinneseindrücke und Reaktionen jeglicher Art gemessen, verglichen und für weitere Versuchsreihen, wie z.B. Gedächtnisexperimente, zur Verfügung gestellt wurden. In unserer heutigen Zeit kommen selbstverständlich Computer zum Einsatz aber auch die bewährte Schaukasten-mit-Gucklochöffnung-Methode findet heute noch Anwendung, natürlich in Forschungen der Werbung.
„Bei unterschiedlichen Belichtungszeiten werden unterschiedliche Wahrnehmungen und Assoziationen registriert. Das Wahrnehmungsspektrum reicht von der Erkennung von Umriss und Farbe des Testprodukts bis zur exakten Bestimmung, einschl. Texterkennung“, wirbt eine Marketing Firma für ihre Markt- und Produktforschungsmethoden mittels der Tachistoskopie.
Mit Wundt und Pavlov entstand die Idee, daß der Geist des Menschen entbehrlich sei. Der Mensch ist eine Reiz-Reaktionsmaschine, die es gilt sozial zu konditionieren. Die darauf folgende Erziehungsphilosophie baut auf dieser Prämisse auf. An den Schulen wurde nicht mehr Talent und Individualität gefördert, sondern soziales Verhalten und Anpassung. Die Schule sah ihre Aufgabe darin, den Menschen für ein „soziales“ Leben zu formen. Der Grundstein zur Kontrolle des menschlichen Verstandes war gelegt [s. Link]
Fortan entwickelten Forscher begeistert Methoden, wie menschliche Verhaltensweisen gesteuert und beeinflusst werden konnten. Experimente mit Ratten, wie das von Richter (s. Titelbild) und Hunden (Pavlov), mit Traumapatienten, Drogen, Folter, Elektroden, Schock, Entzug der Sensorik, und schließlich z.B. das Asch-Experiment bewiesen ein ums andere Mal, dass es möglich war, Reize oder Umweltbedingungen zu schaffen, die eine vorhersagbare Reaktion einer Versuchsperson ermöglichten. Im 20. Jahrhundert wurde dann natürlich auch bewertet und gemessen, wie Presse und Fernsehen (mittlerweile auch eine Art Folter), die Verhaltensweisen und Stereotypen beeinflussen können, was uns zurück zum Thema bringt.
Pioniere der PR-Technik - Gustav Le Bon
Kommen wir nun also zurück zum Schlagwort Propaganda und einer Zeit, als das Thema wissenschaftlich erforscht zu werden begann. Als Väter der Propaganda wurden sowohl Walter Lippmann als auch Edward Bernays bezeichnet, wobei beide durch den französischen Sozial-Psychologen Gustav Le Bon beeinflusst worden seien, ebenso wie übrigens Sigmund Freud. 1895 erschien das einflussreiche Buch „Psychologie des Fouls“, in englisch „The Crowd: A Study of the Popular Mind“.
Le Bon ist überzeugt von Dingen wie Rassenseele, über die er wohl ein Buch schrieb, und geht nun zum Angriff über auf die Massenseele. Sicher, das hört sich nicht gerade danach an, als ob man das Zeug lesen müsste. Ich habe es dennoch getan, und einige interessante Passagen gefunden, welche einen Blick auf die Einstellung von einigen Gelehrten Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichen, und die mit gewissen Abstrichen für politische Systeme bis heute Gültigkeit haben. Le Bon schrieb auf den letzten Seiten seines Buches [auf deutsch: Psychologie der Massen, Le Bon, Kopp Verlag 2021, S. 167]:
“Trotz aller Schwierigkeiten ihrer Arbeitsweise bilden die Parlamentsversammlungen die beste Regierungsform, die die Völker bisher gefunden haben, um sich vor allem möglichst aus dem Joch persönlicher Tyrannei zu befreien. Sie sind jedenfalls das Ideal einer Regierung, wenigstens für Philosophen, Denker, Schriftsteller, Künstler und Gelehrte, kurz für alle, die den Gipfel einer Kultur bilden.”
Die Parlamentssysteme bergen eigentlich nur zwei ernstliche Gefahren in sich, schreibt Le Bon weiter. Es sind:
Die übermäßige Verschwendung der Finanzen und die zunehmende Beschränkung der persönlichen Freiheit. Die erste Gefahr ist die notwendige Folge der Ansprüche und der Kurzsichtigkeit der Wählermassen. Wenn ein Parlamentsmitglied einen Antrag stellt, der offensichtlich demokratischen Anschauungen entspricht, z.B. auf Altersversorgung aller Arbeiter oder Gehaltszulage für Bahnwärter, Lehrer usw., so wagen die anderen Abgeordneten aus Furcht vor den Wählern nicht, sich den Anschein zu geben, als ob sie deren Vorteile durch Ablehnung der vorgeschlagenen Maßnahme geringschätzten. Sie wissen wohl, daß dadurch der Staatshaushalt stark belastet und die Auflegung neuer Steuern nötig werden wird. Doch bei der Abstimmung gibt es kein Zögern. Während die Folgen der Ausgabenvermehrung in weiter Ferne liegen und für sie keine unangenehmen Wirkungen haben, könnten sich die Folgen einer ablehnenden Abstimmung schon am nächsten Tage, wenn sie vor die Wähler treten müssen, bemerkbar machten. […]
Aus der Perspektive des Jahres 2023 gesehen wirken die Einschätzungen Le Bons einerseits erstaunlich zeitlos, andererseits erwecken viele politische Entscheidungen, die Ende des 20. Jahrhunderts und im 21. Jahrhundert gefällt wurden, den Eindruck, als hätte sich im Detail doch etwas grundlegendes verschoben.
Wenn Politiker kein Zögern kennen …
Weder bei der Eilentscheidung zum ESM-Vertrag 2013 noch bei z.B. den Corona-Maßnahmen - oder Zuschüssen und CO2-Steuern zur Rettung des Weltklimas - war auch nur die geringste Zögerlichkeit zu erkennen. Für die Rettung des ominösen Klimas ist die hohe Politik offenbar bereit über Leichen zu gehen, schließlich ist Teil des “Problems” ja die Weltbevölkerung. Wie sich das mit dem Eid von Politikern vereinbaren lässt, ist mir immer noch schleierhaft. Doch über die Massenmedien werden wir seit 40 Jahren darauf gedrillt, dass nichts wichtiger ist, als das Klima zu retten, das angeblich durch das böse CO2 überhitzt … Auf den Widerspruch, dass CO2 für Pflanzen und somit Umwelt und Menschen immens wichtig ist, wird kaum einmal eingegangen.
Nun, was ist schon so schlimm, frage ich mich, wenn es bei uns nicht mehr so kalt wird, man müsste dann weniger heizen. Aber - so wird uns erzählt - das Eis in der Antarktis schmilzt (dann) doch, woraufhin der Meeresspiegel meterweise steigt, etc. Andererseits, wenn man unabhängigen Forschern und Statistiken Glauben schenkt, schmilzt in der Antarktis bislang kaum etwas. Wäre nicht die mittels Massenpropaganda gekonnt geschürte Hysterie, würden den meisten Menschen die diversen Widersprüche und haltlosen Aussagen bald aufstoßen. S. zum Thema auch 10 Falschaussagen zum Klimawandel.
Vor 24 Jahren warnten die Vereinten Nationen vor steigenden Meeresspiegeln - dennoch kaufen sich Milliardäre & Co fette Villen direkt am Strand …?
Die Beispiele könnten fortgesetzt werden, wo es offenbar “kein Zögern” bei unseren Volksvertretern gibt, und etwaige “Folgen der Ausgabenvermehrung” im Bewusstsein der Politiker stets und zu jeder Zeit “in weiter Ferne” liegen.
Doch was irgendeine Meinung der Wähler anbelangt, so spielen diese meinem Eindruck nach immer weniger eine Rolle. Vielleicht weil man sich mittlerweile sicher ist, die Öffentliche Meinung nach Belieben steuern zu können, und wenn dies nicht reicht, wird eben zensiert, verleumdet und Rufmord betrieben, dass es kracht.
Die zweite der von Spencer hervorgehobenen Gefahren, die unvermeidliche Beschränkung der (individuellen) Freiheit durch Entscheidungen der Parlamente, ist zwar (meistens) weniger direkt bemerkbar, aber doch Tatsache. Sie ist eine Folge der zahllosen, stets einschränkenden Gesetze, deren Auswirkungen die kurzsichtigen Parlamentarier vielleicht nicht einmal bemerken und für die zu stimmen sie sich verpflichtet fühlen.
Die wichtigste Aussage Le Bons war jedoch, dass Menschen in einer Menschenmenge sich anders, irrationaler verhalten. Ein Beispiel dafür ist das Phänomen der “Massenhysterie”, und so etwas kann natürlich mittels Massenmedien verstärkt werden.
Was die Mängel des politischen Systems anbelangt, so Le Bon, sei dies in England (im späten 19. Jahrhundert) nicht anders, was Herbert Spencer fast genauso sah.
Herbert Spencer
Herbert Spencer hatte in einer früheren Arbeit gezeigt, dass “die Zunahme der scheinbaren die Abnahme der wirklichen Freiheit zur Folge” haben müsse. In einer späteren Schrift nahm Spencer den Faden wieder auf. Über das englische Parlament schrieb er folgendes:
„Seit der Zeit hat die Gesetzgebung den Lauf genommen, den ich voraussagte. Diktatorische Maßnahmen, die sich rasch vervielfachten, haben das ständige Bestreben, die persönliche Freiheit zu beschränken, und zwar in zwiefacher Weise: jedes Jahr wird eine immer größere Anzahl gesetzlicher Forderungen erlassen, die der früheren Handlungsfreiheit des Bürgers Beschränkung auferlegen und ihn zu Handlungen zwingen, die er früher nach Belieben begehen oder unterlassen konnte. Gleichzeitig haben immer drückendere Lasten, besonders örtliche Abgaben, von vorneherein die Freiheit beschränkt, in sie den Teil seines Einkommens, den er nach Belieben ausgeben konnte, verminderten und den Teil vergrößerten, der ihm weggenommen wurde, um je nach dem Willen der Beamten ausgegeben zu werden.
Man bedenke, wie viele Gesetze und Verordnungen in den vergangenen 120 Jahren erlassen wurden. Würde man all diese Gesetze, die in hundert Jahren weltweit erlassen wurden, in Papierform stapeln, könnte man daraus mit Sicherheit die Pyramiden von Gizeh nachbauen.
Der britische Soziologe und Biologe Herbert Spencer, war übrigens ein großer Fan von Charles Darwin. Spencer übertrug Darwins Devise des Überlebens des Fittesten auf die Gesellschaft, und kündigte deren Niedergang an, wenn staatliche Wohlfahrt und private Wohltätigkeitsgesellschaften überhand nähmen. Dies würde das Überleben der Schwächsten begünstigen. [Link]
Wer die Schwächen des politischen Systems kannte, und die Irrationalität des Verhaltens von Menschen, die sich als Teil einer Masse empfinden, und wer überdies die Möglichkeit besaß, die Medien zu manipulieren, dem stand - genügend Mittel vorausgesetzt - gewiss ein sehr effektiver Hebel zur Verfügung, mit dem Gesellschaften und Nationen zum eigenen Vorteil manipuliert werden können.
Lippmann und Bernays
Während Lippmann zwar die Eckpfeiler effektiver Propaganda beschrieb, warnte er, im Gegensatz zu Edward Bernays, gleichzeitig davor. Weshalb Bernays wahrscheinlich zu Recht den Beinamen Vater der PR trägt. In „Die Säulen der Matrix, oder der Tag an dem unser Bewusstsein entführt wurde“ schrieb ich folgendes zu Bernays:
Edward L. Bernays, 1891 in Wien in eine Familie geboren, die viele Rabbiner und Judaismusgelehrte hervorgebracht hatte, wuchs in New York auf und verinnerlichte zutiefst die Psycho-Theorien seines Onkels Sigmund Freud. Er hatte das Kunststück fertig gebracht, die amerikanische Öffentlichkeit mit jenem Argument in den Ersten Weltkrieg zu treiben, das seither von Leuten wie Bush oder Obama ständig im Mund geführt wird: „Wir wollen die Welt sicher für die Demokratie machen.“ Bernays war Mitglied der Creel Kommission, welche die seinerzeit modernsten Propaganda-Methoden in einem bis dahin unbekannten Ausmaß einsetzte, um die amerikanische Öffentlichkeit zugunsten des Krieges gegen die Achsenmächte zu mobilisieren. Filme wie „Der Kaiser: Die Bestie von Berlin“ oder „Wolves of culture“ (Wölfe der Kultur) waren Produkte von Bernays Propagandamaschine.
… Unterstützt wurde er dabei von Walter Lippmann, einem ebenfalls in New York aufgewachsenen Sohn deutsch-jüdischer Eltern. Der einflussreiche Journalist und Pulitzer-Preisträger prägte den Ausdruck gatekeeper und erklärte schon damals, auf welche Weise die Journalisten zu „Torwächtern“ werden – und damit zum Instrument einer breit angelegten Meinungsmanipulation: „Die Gatekeeper würden entscheiden: Was wird der Öffentlichkeit vorenthalten, was wird weiterbefördert?
‚Jede Zeitung ist, wenn sie den Leser erreicht, das Ergebnis einer ganzen Reihe von Selektionen’ [Lippmann]. Indem die Auswahlregeln der gleichgeschalteten Journalisten weitgehend übereinstimmen, kommt so eine Konsonanz der Berichterstattung zustande, die auf das Publikum wie eine Bestätigung wirkt (alle sagen es, also muss es stimmen) und jene oben beschriebene stereotypen-gestützte Pseudo-Umwelt in den Köpfen des Publikums installiert.“
Lippmann war übrigens (später) Mitglied des höchst einflussreichen amerikanischen Think Tanks Council on Foreign Relation (CFR). Beide, Bernays und Lippmann, stiegen schnell als Berater Woodrow Wilsons auf. Bernays war führend in der Ausarbeitung der Propagandakampagne, mit welcher die Öffentliche Meinung zugunsten der Beteiligung der USA am 1. Weltkrieg beeinflusst wurde, während Lippmann möglicherweise andere Vorstellungen über die Durchführung der Kampagne hatte. Auf die Details möchte ich im zweiten Teil über die Creel-Commission zurückkommen.
Propaganda laut Bernays - ein notwendiges Element in der Politik
Bernays veröffentlichte 1923 ein Buch mit dem Titel „Crystallizing Public Opinion“, das möglicherweise auch zum Handbuch für Goebbels und Hitler wurde. 1925 erschien sein Buch „Propaganda“, in dem er gleich zu Beginn schreibt, dass er „die Lektionen der Propaganda des 1. Weltkrieges“ anwende. Das Propaganda-System des 1. Weltkrieges, so schreibt Bernays, zeige, dass es möglich sei, die öffentliche Meinung in genau derselben Art und Weise zu reglementieren “wie eine Armee ihre Truppenteile”.
Titelbild eines weiteren Buches von Bernays über die Gestaltung der Öffentlichen Meinung.
Bernays Meinung nach war die bewusste und intelligente Manipulation der Massen ein wichtiges Element einer demokratischen Gesellschaft. Er beruft sich dabei auf die Unmöglichkeit, eine Gesellschaft zu organisieren, wenn wirklich jeder etwas zu sagen hätte. Ein Problem, das im Kapitel über Individuum und Gemeinschaft angesprochen wurde. Letztendlich sei das Parteiensystem ein Kompromiss, da es nicht möglich sei, dutzende, hunderte oder tausende von Kandidaten, Meinungen und Ansichten praktisch in einem Wahlsystem zu handhaben. Als Folge davon hat sich Bernays Darstellung gemäß die Gesellschaft quasi darauf verständigt, eine unsichtbare Regierung (in Form der Vorauswahl durch ein auch in der Zielsetzung stark eingeschränktes Parteiensystem) die Hot-Spots und Tendenzen auswählen und präsentieren zu lassen, welche gemäß der Vorstellung einer Anzahl Politiker (und einflussreicher Kreise) die Gesellschaft zu dominieren hätten – was auf eine Steuerung von Politik und Gesellschaft durch eine kleine Truppe von Menschen hinausläuft.
Mit einiger Verwunderung lässt sich konstatieren, dass Propaganda als Mittel der Gehirnwäsche nicht etwa in einer Diktatur erfunden und zur Reife gebracht wurde, sondern im Herzen einer westlichen Demokratie. Damals wurden die Mittel der Propaganda angewandt, um die Menschen zur Zustimmung für einen Krieg zu treiben.
Heute, zu Beginn des Jahres 2024 und 100 Jahre nach Bernays und Lippmanns wegweisenden Büchern, gibt es viel fortgeschrittenere Techniken und Möglichkeiten der Beeinflussung der Öffentlichen Meinung, als sich Bernays und Lippmann wohl vorstellen konnten - doch existiert Propaganda, unerkannt wie eh und je, und feiert gerade ungeahnte Höhenflüge.
Und der Klang der Kriegsrasseln ertönt auch 2024 - mit jedem Tag lauter … erwartet uns eine neue Behandlung durch die Schock-Therapie?
1917 - Amerikas Eintritt in den 1. Weltkrieg und die Creel-Commission (1)
Die folgenden Betrachtungen zur Mega-Propaganda-Kampagne, mit der die Bevölkerung der USA 1917 in den Krieg getrieben wurde, sollten ursprünglich in die Reihe “Die Öffentliche Meinung” einfließen, als praktisches Anschauungsmaterial für die Verwendung von Stereotypen zur Beeinflussung der “Öffentlichen Meinung”. Doch lässt sich das Thema, wie es zur Bet…