1917 - Amerikas Eintritt in den 1. Weltkrieg und die Creel-Commission (1)
Vor über 100 Jahren - die ersten professionellen Private-Public-Mega-Propagandakampagnen
Die folgenden Betrachtungen zur Mega-Propaganda-Kampagne, mit der die Bevölkerung der USA 1917 in den Krieg getrieben wurde, sollten ursprünglich in die Reihe “Die Öffentliche Meinung” einfließen, als praktisches Anschauungsmaterial für die Verwendung von Stereotypen zur Beeinflussung der “Öffentlichen Meinung”. Doch lässt sich das Thema, wie es zur Beteiligung der USA am Europäischen Krieg kam, nicht in der gebotenen Kürze erschlagen; weshalb der Propaganda-Initiative der Creel-Commission (und der Vorgeschichte!) nun der folgende Artikel gewidmet wird.
Ohne Übertreibung kann wahrscheinlich gesagt werden, dass die Creel-Propaganda-Kampagne, mit der die Bürger der USA dazu gebracht wurden, ihre Söhne in den 1. Weltkrieg in Europa zu schicken (und Geld für die “Freedom Bonds” zur Verfügung zu stellen), die kostspieligste staatlich vorangetriebene Propaganda-Offensive war, welche die Welt bis dahin je gesehen hatte. Beinahe hätte ich geschrieben: mit der die USA in den Weltkrieg getrieben wurden. Doch das wäre in dieser Form natürlich nicht ganz zutreffend gewesen. Denn Wilson hatte im Namen der USA den Mittelmächten bereits den Krieg erklärt - die erwähnte, wohl organisierte und hochbezahlte Propagandainitiative des Mr. Creel wurde aber erst nach diesem Datum ins Leben gerufen.
Die Geschichte, die somit eigentlich erzählt werden soll, dreht sich um den Umstand, dass die USA in den fernen europäischen Krieg getrieben wurden, in dem sie nichts verloren hatten - außer dem Geld einiger Investoren - und wie es dazu kam.
Stellen Sie sich nun bitte folgendes Szenario vor:
1914 - statt in Europa kämpfen in Südamerika zwei oder drei Länder gegeneinander, z.B. Argentinien und Brasilien, jeder Staat hat weitere Verbündete. Einige Privatbankiers, die hinter der deutschen Reichsbank stehen, halten es in dieser Situation für eine gute Idee, Argentinien zwei oder drei Milliarden Reichsmark zu leihen. Die Geschichte endet damit, dass Kaiser Wilhelm eine halbe Millionen Soldaten nach Südamerika schickt, um der gerechten Sache Argentiniens zum Sieg zu verhelfen. Dieses fiktive Szenario zeigt in überspitzter Form das ganze Elend auf, das mit dem Kriegseintritt der USA in den europäischen Krieg einhergeht.
Um die Geschichte besser zu verstehen, ist es wieder einmal nötig, ein, zwei Schritte zurückzutreten und kurz zu erwähnen, welche treibenden Kräfte eigentlich hinter Wilsons Entscheidung für eine Kriegserklärung standen.
Ob es sich bei der von Creel dirigierten Kampagne wirklich um die erste ihrer Art handelte, wie im Untertitel dieses Artikels reißerisch deklamiert, darüber lässt sich gewiss trefflich streiten. Wenn mich aber mein Eindruck nicht täuscht, so wiesen frühere Propgandakampagnen noch nicht so deutlich auf die innige Verzahnung der US-Regierungen mit Wirtschaft, Industrie und Banken hin wie es bei der Kampagne ab April 1917 in den USA der Fall sein würde.
Das Morgan-Imperium und das Federal Reserve Bank-Kartell
So einiges hatte sich, beinahe unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, spätestens 1914 mit der Gründung der Federal Reserve Banken durch ein von J.P. Morgan kontrolliertes Konsortium von Bankern und Industriellen geändert. S. hierzu “Industriebarone, Banken und Elite” oder “Das Ostküsten-Establishment”. Bitte lesen Sie zuerst z.B. die beiden genannten Artikel oder sicherheitshalber “1850 - 1917 Preußen, England, Russland, etc.”, damit Sie sich sicher sein können, dass hier keine “Verschwörungstheorie” verbreitet wird, sondern Fakten präsentiert und nachfolgend lediglich einige logische Verknüpfungen erstellt werden. Es geht darum, dass eine Clique von Industriellen und Bankern alle Hebel in Bewegung setzte, um die USA in den Europäischen Krieg zu zerren. In gewisser Weise wurden die USA bereits 1917 gehijacked und nicht erst im September 2001.
Aufgrund der Finanzierung des 1. Weltkriegs durch US-amerikanische Investoren, die Inaussichtstellung des Eintritts der USA in den Krieg und der letztendlich erfolgte Eintritt, hat den verlustreichen 1. Weltkrieg völlig unnötig verlängert und führte schließlich zum unrühmlichen Vertrag von Versailles. Dass in Bezug auf die Aktivitäten der Creel-Commission Superlative wie “Mega-Propagandakampagne” nicht übertrieben sind, wird sich im weiteren Verlauf des Textes zeigen. Kehren wir zunächst zurück zur Ausgangslage zur Zeit des Kriegsbeginns in Europa - mit Blick auf die USA.
Ein Konsortium, um nicht zu sagen eine Clique, privater Investoren unter Morgans Führung, aber - das wird eher selten erwähnt - dem britischem Golde innigst verbunden, war nun also im Besitz der US-amerikanischen Zentralbank, die ausgerechnet im Herbst 1914 ihren Betrieb aufnahm.
The “Big Push” für J.P. Morgan & Co
Schon kurz nach dem “Ausbruch des 1. Weltkriegs”, also just zu dem Zeitpunkt, als die Federal Reserve Banken ihre Pforten öffneten, begannen Verhandlungen zwischen England bzw. den Alliierten und dieser amerikanischen Investorengruppe, wobei es (natürlich) um Geld ging, sowie um die Versorgung mit allerlei Kriegsgütern und Nahrungsmittelnachschub. Denn eigentlich hatten sowohl das Kaiserreich als auch England und Frankreich keineswegs prall gefüllte Kriegskassen und Russland war ohnehin von ausländischen Investoren abhängig. William Engdahl erklärt die Gemengelage wie folgt: Im Januar 1915, also nur etwas mehr als 5 Monate nach Kriegsbeginn,
ernannte die britische Regierung ein privates Bankhaus in New York, nämlich J.P. Morgan & Co., zum alleinigen Finanzagenten für alle seine kriegswichtigen Einkäufe in den neutralen USA. Morgan war der exklusive Verkäufer britischer Kriegsanleihen in den USA und vermittelte Bankkredite und vergleichbare Zwischenfinanzierungen. Bald danach mußte Großbritannien gegenüber amerikanischen Kreditgebern auch die Garantie für die Einkäufe und Anleihen seiner Kriegsverbündeten, der Franzosen, Italiener und Russen übernehmen. Auf diese Weise sammelten sich beim Bankhaus Morgan Schulden in einem Umfang an, wie sie nie zuvor in der Wirtschaftsgeschichte von einer einzelnen Bank jongliert worden waren. Noch nie zuvor hatte ein privates Bankhaus mit einem so hohen und riskanten Einsatz gespielt, schrieb F. William Engdahl in „Mit der Ölwaffe zur Weltmacht“. [Kopp Verlag 2014, S. 85]
Diese Tätigkeiten wurden für England kriegsentscheidend, war man dort doch schon vor Kriegsbeginn knapp bei Kasse. Nach dem genannten Exklusivabkommen handhabte das Bankhaus Morgan für Großbritannien, Frankreich und die anderen Alliierten alle Einkäufe an Munition, Waffen und für die Versorgung wichtigen Lebensmittel. Morgan bediente sich dazu natürlich auch seiner europäischen Niederlassungen. Dazu gehörte auch die Firma Morgan Grenfell & Co. Morgans Partner, C.E. Grenfell, war Direktor bei der Bank von England und Intimus des Schatzkanzlers Lloyd George. In Paris gehörte die Firma Morgan Harjes & Co dazu. Morgan vereinigte im eigenen Haus die wirtschaftspolitische Führungsgruppe der Entente. [s.o.]
In dieser Position konnte Morgan entscheiden, welche der amerikanischen Firmen die äußerst günstigen und gewinnbringenden Exportaufträge zugeschlagen bekommen würden, und wer leer ausging. Außerdem liegt der Verdacht nahe, dass J.P. Morgan die riesigen Kreditsummen nicht hätte stemmen können, wenn nicht das Bankenkartell der Federal Reserve Bank unterstützend zur Seite gestanden wäre. Auch Engdahl schreibt, dieser gewaltige finanzielle Kraftakt wäre dem privaten Bankhaus Morgan nur möglich gewesen, weil es Sonderbeziehungen zur damals gegründeten amerikanischen Bundesbank, der Federal Reserve Bank, unterhielt.
Enge Verbindungen von J.P. Morgan gab es z.B. zu DuPont Chemicals (Schießpulver, Explosivstoffe, Giftgas, Munition usw.), Remington oder Winchester (Waffen), die im Zuge der US-amerikanischen Aufrüstung hurtig Kapazitäten aufbauen konnten.
Im Mittleren Westen schlossen sich unter Morgans Aufsicht große Getreidekartelle zusammen, die für die Versorgung der europäischen Kunden zuständig waren. Der United Steel Trust war ohnehin eine Kreation von J.P. Morgan, und auch diese Branche profitierte selbstverständlich in Kriegszeiten - selbst wenn der Krieg in einer ganz anderen Ecke der Welt stattfand.
Von 1913 bis 1915 wuchsen die amerikanischen Exporte nach England um 68 Prozent, das Handelsvolumen zwischen den USA und den Alliierten insgesamt stieg zwischen 1914 - 1916 von $834 Millionen auf 3 Milliarden Dollar. Zur Zeit der Versailler Verhandlungen beliefen sich die britischen Schulden ab die USA auf die für damalige Verhältnisse fantastische Summe von 4,7 Milliarden Dollar. Laut Engdahl hätte allein das britische Kriegsministerium durch das Bankhaus Morgan Einkäufe im Wert von 20 Milliarden Dollar tätigen lassen. [Mit der Ölwaffe zur Weltmacht, S. 86]. Als die USA 1917 auf der Seite Großbritanniens in den Krieg eintraten, hatten die New Yorker Banken bereits private Kriegsanleihen im Wert von 1,25 Milliarden Dollar gezeichnet. Diese Anleihen müssen also bereits zuvor, wenigstens in Investorenkreisen, heftigst beworben worden sein.
Und der berühmt-berüchtigte John Foster Dulles, Partner der in den 30er-Jahren weltweit größten Wirtschaftskanzlei Sullivan & Cromwell, Vorstand CFR, per Heirat verwandt mit einem Rockefeller und später US-amerikanischer Außenminister, rechnete den Engländern in Versailles vor, wie viel Schulden England und seine Alliierten bei den Vereinigten Staaten hätten. Nämlich: 12,5 Milliarden Dollar, die nicht etwa unter Freunden erlassen oder reduziert werden sollten, sondern in voller Höhe erstattet.
Das Bankhaus J.P. Morgan nahm für seine Agententätigkeit übrigens eine Provision von zwei Prozent auf den Netto-Preis aller nach Europa verschifften Waren. Ein ordentliches Sümmchen! Mit am Tisch in Versailles saßen folgerichtig ein kleines Heer von Morgan-Vertretern und noch viel mehr Leute, die Morgan ihre Vermögen verdankten oder deren Länder und Industrien verschuldet waren. Bei der J.P. Morgan Bank.
Da die USA in den vergangenen 20 Jahren durchaus bewiesen hatten, dass sie sich nicht scheuen würden, Herausforderer, auch vermeintliche, militärisch in die Schranken zu weisen, und als einziges kriegsführendes Land nicht von Kriegsschäden betroffen waren (außer den Soldaten natürlich), waren die übrigen Siegerstaaten samt Bankern unter diesen Umständen selbstredend Feuer und Flamme und dafür, den Deutschen die Hosen ganz runter zu ziehen, sich einig darüber, dass ein Siegfrieden nicht reichte, nein, der Sieg musste totaler sein. Schon mal, um den heiligen Finanzmarkt zu retten, um die Bilanzen wieder auszugleichen, Sie verstehen schon … Wie es dann in Deutschland weiterging, Weimarer Republik und so, dann der kleine Österreicher, wie hieß er noch mal?, wissen Sie ja.
Monopole und Kartelle in den USA um 1900
Wenden wir uns nun einigen ausgewählten Eckdaten zu, aus denen die gewaltige Wirtschafts- und Finanzmacht ersichtlich wird, welche sich spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA zu etablieren begann, wobei insbesondere die enge Vernetzung verschiedener Player im Blickpunkt steht.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich in den USA ein Netzwerk aus ungefähr 60 ultrareichen Familien herangebildet, verstärkt durch Heirat zwischen den Dynastien, sowie gemeinsame Anteile an Banken, Gesellschaften und Aktienpaketen. Dieses Netzwerk wurde auch als der „Money-Trust“ bezeichnet. Es ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass der Reichtum vieler, wenn nicht der meisten Selfmade-Industriellen, zunächst große Investitionen implizierte, also einen großen Kapitalbedarf erforderlich machte. D.h., beinahe alle Familien, die zu dieser sagenhaft reichen Clique gehörten, hatten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten. Es entstand eine Art parasitische Symbiose zwischen Industriellen und Bankern. Zu den ungefähr 60 Familien des Netzwerks gehören Namen wie
Rockefeller, Morgan, Dodge, Mellon, Pratt, Harkness, Whitney, Duke, Harriman, Carnegie, Vanderbilt, DuPont, Guggenheim, Astor, Lehman, Warburg, Taft, Huntington, Baruch und Rosenwald… [W.F. Engdahl, Wall Street and the Death of the American Century, S.28] [s. Das amerikanische Ostküsten-Establishment]
Industrielle, Eisenbahnbarone und das Bankgeschäft verschmolzen zu dieser Zeit zu einem unübersehbaren Geflecht von Interessengemeinschaften und Konsortien. Während die amerikanische Öffentlichkeit auf das “Ende des Isolationismus” vorbereitet wurde. Bemerkenswert ist übrigens, dass schon damals die sogenannte “Regenbogenpresse” eine Rolle dabei spielte, die USA in den Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 zu treiben, und bei dieser Gelegenheit nicht nur Kuba zu “befreien” sondern sich gleich noch die Philippinen und einige Inseln unter den Nagel zu reißen.
Amerika war zu klein für die Investoren geworden, die Herren des Geldes und die Investoren suchten nach neuen Absatzmöglichkeiten und Anlagestrategien. Schon um 1900, jedenfalls deutlich vor dem 1. Weltkrieg, sollen einige dieser Herren an Plänen gearbeitet haben, wie sie die USA zur führenden Weltmacht machen und England von Platz 1 ablösen könnten.
Der “Money Trust”
Es folgen nun einige Daten, Zahlen und Anmerkungen zu dieser Gruppe, die auch “Money Trust” genannt wurde. Schwerpunkte, eher beispielhaft untersucht, sind die Familien Rothschild, Rockefeller, Morgan, Harriman und Carnegie. Und, nein, es ist keine “Verschwörungstheorie” sondern unumstritten, dass ein guter Teil des Geldes, das an US-amerikanische Banken und Industrien ging, in der einen oder anderen Art und Weise, nicht immer direkt, zu den europäischen Rothschilds zurückgeführt werden kann.
Nach Eustace Mullins kontrollierten die Rothschilds im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts über die J.P. Morgan Company und Kuhn Loeb & Company (ebenfalls eine Bank) 95 Prozent aller Eisenbahnkilometer in den Vereinigten Staaten, so die offiziellen Zahlen des Handelsministeriums für das Jahr 1895. J.P. Morgan gibt in seinem Who's Who an, dass er 50.000 Meilen an US-Eisenbahnen kontrollierte. Schiff (ein Banker von Kuhn & Loeb) arbeitete über eine Scheinfirma, die South Improvement Company, ein ausgeklügeltes Rabattgeschäft für Rockefeller aus. Diese Rabatte sorgten dafür, dass keine andere Ölgesellschaft im Wettbewerb mit der Rockefeller-Firma überleben konnte.
Das Haus Morgan wurde zu einem nicht unwesentlichen Teil von den Familien Rothschild und Rockefeller kontrolliert. Eine Schlagzeile des New York Herald lautete: "Railroad Kings Form Gigantic Trust". Doch in Wirklichkeit beschränkte sich die Geschichte nicht auf “Railroad Kings”, sondern sie bezog sich in Wirklichkeit, ungeachtet aller Schönfärberei, auf das Netzwerk, den “Money Trust”. J. Pierpont Morgan, der einst erklärt hatte: "Wettbewerb ist eine Sünde", meinte nun vergnügt: "Stellen Sie sich das vor. Der gesamte konkurrierende Eisenbahnverkehr westlich von St. Louis unterliegt der Kontrolle von etwa dreißig Männern." Ibet you, einer dieser Männer war Morgan selbst, andere hießen Harriman oder Jacob Schiff von Kuhn&Loeb.
Morgan und Edward Harrimans Bankier, Kuhn & Loeb, hielten ein Monopol auf die Eisenbahngesellschaften, während die Bankendynastien Lehman, Goldman Sachs und Lazard zusammen mit den Rockefellers die industrielle Basis der USA kontrollierten. Eben zu dieser Zeit, um 1900 herum, gründet die Rockefeller-Familie die Chase National Bank, und erweitert damit den bisherigen Geschäftsbereich über das Erdölmonopol hinaus in die New Yorker Bankenkreise.
Um 1900 kontrollierte Kuhn, Loeb & Co. 93% des US-amerikanischen Schienensystems, Speyer den New Yorker Real Estate Markt und Mineralien in Südamerika, Seligman & co. die Zuckerindustrie, public utilities und den Kreditmarkt in Südamerika, August Belmond das New Yorker Subway-System, und Lazard Freres den amerikanischen Gold- und Silbermarkt, spezialisiert auf internationale Goldbewegungen. Anmerkung: Teilweise konkurrieren diverse Banken wie J.P. Morgan und Kuhn&Loeb angeblich miteinander, und mit ihnen geraten verschiedene Eisenbahngesellschaften oder Industrien ins Konfliktfeld. Es wird mit harten Bandagen gekämpft. Schließlich beginnt sich die Stoßrichtung auf ausländische Märkte zu richten, und zwar gemeinsam, am besten in Form von Kartellen. Kartellvereinbarungen wurden nach Art der Mafia abgeschlossen, eher heimlich, und Märkte abgesteckt. Auch international machte diese Vorgehensweise Sinn.
Im Jahr 1903 wurde der Guaranty Trust of New York (jetzt Morgan Guaranty Trust) reorganisiert. Dieser Trust wird insofern von Bedeutung sein, als er in späteren Jahren auch für die Finanzierung der bolschewistischen Revolution verwendet wird. Zu den Direktoren von Guaranty Trust gehörten 1903 George F. Baker, Gründer der First National Bank; August Belmont, Vertreter der Rothschilds; E.H. Harriman, Gründer der Union Pacific Railroad; der ehemalige Vizepräsident der USA, Levi Morton, der Direktor von U.S. Steel und der Union Pacific war; Henry H. Rogers, Partner von John D. Rockefeller bei Standard Oil und ebenfalls Direktor der Union Pacific; H. McK. Twombly, der die Tochter von William Vanderbilt heiratete und nun Direktor von fünfzig Banken und Industrieunternehmen war; Frederick W. Vanderbilt und Harry Payne Whitney.
Bis zum Jahr 1903 hatte sich auch der gigantische Trust Steel Corp herausgebildet (was Morgan 447 Millionen US-Dollar kostete), welcher letztendlich den Carnegie Stahl-Trust schluckte. Im Jahr 1911 gehörten außer Carnegie Steel Co. 13 weitere Konzerne zum Steel-Trust. Bei ihrer Gründung kontrollierte Steel Corp. ca. zwei Drittel der Rohstahlproduktion und die Hälfte bis vier Fünftel der Erzeugung der hauptsächlichsten Walzfabrikate.
August 1904 - EVERYBODY'S MAGAZINE veröffentlicht Thomas Lawsons "Frenzied Finance", in dem er enthüllt, dass Standard Oil (Rockefeller) Agenten "in jedem Weiler des Landes" hat und dass, sobald jemand in ihrem Netzwerk ist, "die Strafe für Untreue sicher und schrecklich ist, und in keiner Ecke der Erde kann er ihr entkommen".
Im selben Jahr, 1904, sagte John Moody - der Gründer von Moody's Investor Services -, dass es unmöglich sei, von Rockefeller- und Morgan-Interessen als getrennt zu sprechen.
1909 ist die von Morgan kontrollierte „United States Steel“ das erste Milliarden schwere Unternehmen in den USA. Nelson Aldridge, das Rockefeller- und Morgan-Mündel, ist urplötzlich für die Einkommenssteuer (1907). In diesem Zusammenhang ist die vermehrte Gründung von Stiftungen durch eine Clique von „Super-Reichen“ zu verstehen, was in weiteren Artikeln behandelt werden soll. Wie die Reece-Kommission 1953 bestätigte, sind die Profiteure des Systems schon seit jeher für eine Art Welt-Sozialismus, vorausgesetzt der Geldstrom wird von diesen selbst erzeugt und das Schuldgeldsystem von ihnen kontrolliert.
Der Carnegie-Ausschuss
Im letzten Abschnitt dürfte deutlich geworden sein, wie eng die Verzahnung diverser Industrieller untereinander war, nicht zu vergessen die Banken. Unterdessen bildete sich eine neue Sparte, die Wallstreet-Investmentbank genannt wurde. Diese Banken waren keine Geschäftsbanken, sondern stets auf der Suche nach gewinnträchtigen Investitionen.
In diesem Club nun machte sich immer wieder mal Unzufriedenheit breit, insbesondere was die regelmäßigen Bemühungen von US-Regierungen betraf, den Sherman Antitrust-Act von 1890 zur Zerschlagung von Kartellen durchzusetzen. Genau unter diesem speziellen Aspekt dürfte die Untersuchung des Carnegie-Ausschusses im Jahr 1908 zu verstehen sein, welche ansonsten eher Rätsel aufwerfen würde.
Der Stahl-Zar Andrew Carnegie, dessen Geschäfte allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Hände J.P. Morgans übergingen, rief eine Reihe von philanthropischen Stiftungen ins Leben. Die erste Carnegie Stiftung, genannt „Carnegie Institute of Pittsburgh“, wurde 1896 gegründet. Bereits 1912 war die Zahl auf 22 Carnegie Stiftungen gestiegen. Eine davon war die Carnegie Foundation for International Peace.
1908 berieten die Mitglieder eines Ausschusses der Carnegie Foundation monatelang, wie man eine Gesellschaft verändern könne. Sie kamen zum Schluss, dass Amerika zunächst in den Krieg geführt werden müsste. Kein Witz. Als nächstes, im Jahr 1909 berieten die Trustees, wie sie die USA in einen Krieg führen könnten. Die Lösung war, das Außenministerium unter Kontrolle zu bringen. Hören Sie sich das Interview mit Norman Dodd an, oder lesen Sie den Bericht des Reece Committee. Norman Dodd sandte seine Mitarbeiterin Catherine Casey nach New York, wo sie die Archive der Carnegie Foundation untersuchen konnte. Sie kam mit dem Folgenden auf den Bändern des Diktiergerätes zurück:
‚Wir haben das Jahr 1908 … In diesem Jahr stellten die Treuhänder … eine spezifische Frage, die sie während des Rests des Jahres auf eine sehr akademische Art und Weise diskutierten. Die Frage lautete; ‚Ist ein wirksameres Mittel als Krieg bekannt, angenommen, man möchte das Leben eines ganzen Volkes verändern?‘ Und sie kamen zu dem Schluss, dass der Menschheit für diesen Zweck kein wirksameres Mittel als Krieg bekannt ist. Dann, im Jahr 1909, stellten sie die zweite Frage und erörterten sie, nämlich: ‚Wie verwickeln wir die Vereinigten Staaten in einen Krieg?‘ … Schließlich beantworteten sie diese Frage wie folgt: ‚Wir müssen das Außenministerium unter Kontrolle bringen,.‘ Das führte ganz natürlich zu der Frage: ‚Wie machen wir das?‘ Sie beantworten sie mit den Worten: ‚Wir müssen die diplomatische Maschinerie dieses Landes übernehmen und steuern,‘ Und schließlich beschlosssen sie, sich dieses Ziel vorzunehmen.‘ (s. auch Global Reset Kompendium - Die Vorgeschichte)
Nun endlich haben wir nicht nur eine grobe Skizze der politischen und wirtschaftlichen Situation in den Jahren vor Ausbruch des 1. Weltkrieges gezeichnet, sondern auch einige der wichtigsten Player auf US-amerikanischer Seite vorgestellt. Niemand muss angesichts der vorgelegten Informationen überrascht sein, wenn von dieser Seite her Druck auf die amerikanische Öffentlichkeit ausgeübt wurde, um Amerika in einen Krieg hineinzuziehen. Lassen Sie mich einige Punkte für Sie noch einmal zusammenfassen:
Um das Jahr 1900 lag der Reichtum Amerikas in den Händen von ein paar Handvoll Familien und Kartellen. [Hinweis: In Europa oder in anderen Gegenden der Welt war dies natürlich nicht wesentlich anders. “Three hundred men, all of whom know one another, direct the economic destiny of Europe and choose their successors from among themselves.” -Walter Rathenau von General Electric, 1909. Doch es gibt nicht nur finanztechnisch gesehen einige Unterschiede zwischen z.B. England und Preußen oder England und den USA zu beachten. Außerdem geht es in diesem Artikel nun einmal um die USA, und wie die USA in den Krieg gezerrt wurden.]
Der Sherman Antitrust-Act von 1890 war eine Quelle ständiger Irritation für diesen Club.
Investmentbanken entstanden bzw. erfuhren große Verbreitung, und diese suchten Anlagemöglichkeiten zunehmend im Ausland. Die US-Politik ließ sich vor diesen Karren spannen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Untersuchung der Carnegie-Stiftung zu verstehen. Denn, die Frage, wie das Leben eines ganzen Volkes verändert werden könne, zielt natürlich auf die Politik ab.
Das, vereinfacht ausgedrückt, Rockefeller/Morgan-Konsortium wird Teil des Federal Reserve Bank-Kartells. Private Investoren verfügen nun praktisch über einen Hebel, mit dem sie den Staat erpressen können. Die Bank öffnet ihre Pforten gerade rechtzeitig, um es J.P. Morgan zu ermöglichen, immense Summen an die Entente-Parteien in Europa zu verleihen.
Blicken wir nun auf den Europäischen Schauplatz.
1915 - Stillstand an der Front, Deutsche Gräueltaten
Der Krieg war keineswegs schon Weihnachten 1914 vorbei. Es begann der Aufmarsch und das Abschlachten ungeheurer Armeen, nur übertroffen von der Materialschlacht und knapp gefolgt von der in allen Kriegsführenden Ländern tobenden Propagandaschlacht. In den Jahren 1914 - 1917 wurden insbesondere fünf Punkte in der englischsprachigen Presse als deutsche Gräueltaten publizistisch und propagandistisch ausgebeutet.
Erstens: der Einmarsch in Belgien, wobei 6000 Belgier getötet worden seien.
Als die deutsche Armee 1914 in Belgien einmarschierte, tötete das vorrückende deutsche Militär etwa 6 000 belgische Zivilisten. Die Berichte über die Gräueltaten in Belgien lösten internationale Empörung aus. Eine britische Kommission (die Bryce-Kommission) dokumentierte die Gräueltaten in einem sehr publikumswirksamen und aufrührerischen Bericht.
Der Bryce-Report oder The Bryce Report on Alleged German Outrages des britischen War Propaganda Bureau (WPB) schilderte Gräueltaten der deutschen Armee im neutralen Belgien während des Ersten Weltkrieges. Er wurde vom Committee on Alleged German Outrages (Komitee über mutmaßliche deutsche Grausamkeiten) herausgegeben, das im Dezember 1914 von der Regierung Asquith aus moralischen und auch propagandistischen Gründen initiiert wurde. Als Vorsitzender wurde James Bryce, 1. Viscount Bryce, eingesetzt; die Mitglieder waren Historiker und Anwälte. Historische Untersuchungen fanden keine Beweise für die Echtheit der Vorwürfe, so dass er heute der Propaganda zugeordnet wird. Er enthält 500 eidesstattliche Zeugenaussagen von Flüchtlingen sowie Auszüge aus 37 deutschen Soldatentagebüchern und hatte den Straßenpreis von einem Penny. Das Komitee veröffentlichte den in 30 Sprachen übersetzten Bericht am 12. Mai 1915, fünf Tage nach der Versenkung der RMS Lusitania durch deutsche U-Boote. [Link]
Nach dem ersten Weltkrieg wurde klar, dass viele der Darstellungen stark übertrieben und manchmal frei erfunden worden waren, was Skepsis bei späteren Berichten über Gräueltaten auslöste. Als nämlich bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erste Meldungen über von Nationalsozialisten begangene Gräueltaten die Runde machten, wurde dies aufgrund der damaligen Erfahrungen mit der Berichterstattung von vielen Menschen schlichtweg ignoriert.
Zweitens: Der Einsatz von Giftgas im April/Mai 1915 bei Ypern, wobei erstmals Chlorgas verwendet wurde;
Der Einsatz von Giftgas war eine taktische Überraschung für die Alliierten, die seinen Einsatz entschieden als barbarisch und verwerflich verurteilten. Obwohl viele neutrale Nationen dieser Einschätzung zustimmten, hinderte dies die Alliierten nicht daran, ihre eigenen Gaswaffen zu entwickeln, die im September in Loos debütierten. [Link]
Drittens: Die Versenkung der Lusitania am 7. Mai 1915
Am 7. Mai 1915 wurde das britische Passagierschiff Lusitania von einem deutschen Unterseeboot vor der südirischen Küste versenkt, was starke Spannungen zwischen den Deutschen und der USA als Folge hatte. Auf die Frage ob die RMS Lusitania nun im Dienst der britischen Navy stand, ob Munition und anderes Kriegsgerät geladen war, und ob die geltenden Kriegsregeln von deutscher Seite her verletzt wurden, wird hier nicht eingegangen. Nur eine Woche darauf wurde der oben erwähnte Bryce-Report veröffentlicht, zwei Wochen später erklärt Italien Österreich-Ungarn den Krieg, wechselt also die Seiten. Ein entsprechender Geheimvertrag mit den Alliierten war am 26. April 1915 besiegelt worden.
“Die Amerikaner hatten kaum eine Chance, den Angriff auf die Lusitania zu verdauen, [als] die britische Regierung einen offiziellen Bericht über deutsche Grausamkeiten veröffentlichte. Er trug den Namen … von Viscount James Bryce, des geschätzten früheren Botschafters in den Vereinigten Staaten. [Bryce war Mitglied des Netzwerks, das ursprünglich der ‚Cecil-Block‘ genannt wurde.] Um in einem Crescendo einer systematischen Propagandakampagne die amerikanische Neutralität zu überwinden, führte dieses Dokument im grellsten Detail rund 1200 angebliche barbarische und grausame Handlungen deutscher Soldaten auf, die in erster Linie an Belgiern verübt worden seien. Darunter fielen die Kreuzigung und Enthauptung von Kriegsgefangenen, Gruppenvergewaltigungen und sexuelle Verstümmelungen von Frauen, das Abhacken von Kinderfingern als Souvenirs und das Aufspießen von Säuglingen mit dem Bajonett. Obwohl sich vieles davon später als frei erfunden erwies, …. sollte sich Deutschland nie ganz von dem Umschwung erholen, der durch die Vereinigten Staaten fegte.“ [Prof. Knock] Nicht zu vergessen die Geschichte, nach der die Deutschen ihre Leichen zu Seife verarbeitet hätten.
Viertens: Die Wiederaufnahme des unbegrenzten U-Boot-Kriegs;
Am 29. Februar 1916 hatte die deutsche U-Boot-Führung beschlossen, schärfer gegen bewaffnete Handelsschiffe vorzugehen, was der kriegswilligen Fraktion in den USA in die Hände spielte, obgleich oder vielleicht auch weil der Kaiser kurzerhand den Leiter des Reichsmarineamtes, Großadmiral von Tirpitz aus genau diesem Grund entließ. Zwischen dem 9. und dem 29. März 1916 schickte die deutsche Kriegsmarine acht Schiffe auf den Meeresgrund. Bei einer solchen Aktion waren auch drei US-Amerikaner verletzt worden. Ein Jahr später wurde der “uneingeschränkte” U-Boot-Krieg aufgrund der Seeblockade-Politik Englands wieder aufgenommen.
und Fünftens: Das Zimmermann-Telegramm vom Januar 1917, in welchem der deutsche Außenminister Mexiko vorschlägt, eine Front gegen die USA zu eröffnen. Diesem deutschen Telegramm voraus gegangen war allerdings folgendes: Im März 1916 sandte Wilson eine „Strafexpedition“ nach Mexiko, offenbar auf Betreiben der National City Bank, New York. Bewusst wurde der Ausdruck „Krieg“ vermieden, wenngleich opferreiche und weiträumige Gefechtshandlungen stattfanden. 1915 und 1916 erfolgten ähnliche “Expeditionen, bzw. gleich die komplette Besetzung, auch auf Haiti und der Dominkanischen Republik, wo die Schwarzen laut Chomsky in Luftangriffen dahingemetzelt wurden. Nicht zu vergessen auch die begrenzten Einsätze in Nicaragua, Kuba, noch mal Mexiko, Panama, Costa Rica, Honduras usw. Einem Teil dieser Geschichte der US-amerikanischen Interventionen im Golf von Mexiko bin ich in “New Orleans - Wo die Verschwörungen herkommen” nachgegangen.
Das Telegramm des deutschen Unterstaatssekretärs Arthur Zimmermann vom 16. Januar 1917 wurde vom britischen Geheimdienst abgefangen und entziffert. In der „geheimen“ Nachricht forderte Zimmermann den mexikanischen Präsidenten Carranza auf, sich an einer geheimen Allianz mit Japan zu beteiligen, welche letztendlich das Ziel habe, die USA anzugreifen. Mexiko könne bei der Rückeroberung von New Mexiko, Texas und Arizona mit der Hilfe Deutschlands rechnen (tatsächlich scheint aus Sicht der USA, sowohl zu dieser Zeit als auch in den 20er Jahren, im deutschen Einfluss in Mexiko eine nicht unerhebliche Gefahr identifiziert worden zu sein).
Die Nachricht - das Telegramm Zimmermanns - wurde jedenfalls an die USA weitergeleitet, just zu dem Zeitpunkt, als Deutschland im Februar 1917 verkündete, fortan den uneingeschränkten U-Boot-Krieg wieder aufnehmen zu wollen, und jedes Schiff, dass die Kriegszone des Nordatlantiks befahre, anzugreifen. Wilson war angeblich so erbost, dass er das Telegramm Zimmermanns über die Presse veröffentlichen ließ. Es war sozusagen ein “Publicity-Gau” erster Klasse und ein gefundenes Fressen für die Gegenpartei, sprich die alliierte Investorengruppe.
Roger Chickering beschrieb Zimmermann zwar als Mann mit bemerkenswert geringem Feingefühl, selbst für einen deutschen Diplomaten, und mit wenigen Ausnahmen stimme ich ihm zu. Doch war es wirklich so verwerflich, wenn ein von einem stärkeren Gegner angegriffenes Land von einer anderen Nation Hilfe angeboten bekäme? Hier ist Doppeldenk , also Propaganda des Siegers am Werk. Nicht minder würde diese Charakterisierung Chickerings dann natürlich auch auf von Luxburg zutreffen, wie die folgend Geschichte trefflich verdeutlicht.
Im September 1917 entzifferte und veröffentlichte der U.S. Secret Service die Telegramme des Karl v. Luxburg, in welchen Luxburg die spurlose Versenkung argentinischer Schiffe forderte (was bedeutet hätte, auch die Überlebenden in Rettungsbooten niederzuschießen) und den argentinischen Außenminister Honorio Pueyrredón (1876–1945) einen „notorischen Arsch“ oder “Esel” nannte. Siehe auch “Die Bormann Bruderschaft 2”, wo mitunter die Geschichte Südamerikas erforscht wird.
Solche echten oder angeblichen diplomatischen Faux Pas der Diplomaten des Kaiserreichs wurden natürlich genüsslich in der internationalen Presse bekannt gemacht und propagandistisch ausgeschlachtet. Weniger publik wurde in der internationalen Presse der Umstand, dass die USA 1916 aus rein privat-wirtschaftlichen Gründen in Mexiko einmarschiert waren. Es ging um Ölförderrechte und -Lizenzen.
1915 - Der Krieg stagniert
Das zweite Kriegsjahr, 1915, verdeutlichte dass der Krieg noch länger andauern würde. Im Prinzip konnte keine Seite in diesem Jahr wesentliche Erfolge erzielen. Die Fronten waren verhärtet. [Link]
Am 26. August 1915 ließ Präsident Wilson (entgegen vorheriger Verlautbarungen), Außenminister Lansing wissen, dass Kriegsanleihen für die Entente von ihm nun gebilligt würden, obgleich er doch angeblich so auf die Neutralität der USA bedacht war; jedoch Kriegsmaterial nur an die eine Partei verkaufte. US-Banken, allen voran J.P. Morgan, verhandelten bereits mit Frankreich und England über eine 500-Milionen-Dollar-Anleihe, die im September zur Auszahlung kam.
Am 14. Oktober 1915 tritt Bulgarien auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg ein. Zwischen 25. September und 13. Oktober kam es im Artois und der Champagne zu den letzten größeren Kampfhandlungen an der Westfront, welche für die Briten und Franzosen mit großen Verlusten verbunden waren, hingegen in den deutschen Stellungen nur wenig Einbrüche erforderten. [Link]
Die US-amerikanischen Investoren - AIC und der Guaranty-Trust
Im Oktober oder wenigstens Weihnachten 1915 hätte der Krieg zu Ende sein können, wären da nicht die amerikanischen Investoren, die einerseits um ihre Kredite bangten, andererseits auf eine ordentliche Kriegsrendite hofften, und wäre da nicht auch noch die allgegenwärtige Propaganda gewesen. Schließlich soll man eine gute Krise nicht ungenutzt verstreichen lassen und welche bessere Krise konnte es aus Sicht der amerikanischen Investoren zu dieser Zeit wohl geben als den europäischen Krieg?
Es war nun in eben diesem Jahr 1915, als unsere amerikanischen Investoren American International Corp. (AIC, in New York) gründeten, ein Finanzorgan, mit dem die Interessen des Konsortiums im Ausland, z.B. in Russland - aber nicht nur -, besser gebündelt werden konnten. Ihr Hauptziel war die Koordinierung der Hilfe, insbesondere der Finanzhilfe, für die Bolschewiki ...
Eustace Mullins schrieb:
“Das neue Unternehmen wurde von J.P. Morgan, den Rockefellers und der National City Bank finanziert. Vorstandsvorsitzender war Frank Vanderlip, ehemaliger Präsident von National City und Mitglied der Gruppe von Jekyll Island [Anm. C.B.: wir reden hier vom Morgan-Konsortium], die 1910 den Federal Reserve Act verfasste; weitere Vorstandsmitglieder waren Pierre DuPont [Chemie und Munitionswerke), Otto Kahn von der Bank Kuhn, Loeb Co, George Herbert Walker, Schwiegervater von Präsident Samuel P. Bush und freier Unternehmer, William Woodward, Direktor der Federal Reserve Bank of New York; Robert S. Lovett, rechte Hand der Harriman-Kuhn &Loeb Loeb Union Pacific Railroad; Percy Rockefeller (einer Erben des Rockefeller-Vermögens), John D. Ryan, J.A. Stillman, Sohn von James Stillman, Hauptorganisator der National City Bank; A.H. Wiggin und Beekman Winthrop.” Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Finanzierung des 1. Weltkrieges von amerikanischer Seite her durch eine 12 Millionen-Dollar-Anleihe an Rußland im Jahre 1914 eröffnet wurde.
Dann bildete Morgan ein Riesen-Syndikat von 2000 amerikanischen Banken (AIC); 1915 war es zustandegekommen und 500 Millionen Dollar standen zur Deckung der Kriegsausgaben für die Alliierten zur Verfügung. Ein Geschäft mit einem derartigen Einsatz durfte nicht mehr scheitern. [Link S. 18]
Nur kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs begann die Beeinflussung der Öffentlichen Meinung der US-Amerikaner auch an einer anderen Front, und zwar in Gestalt von Stiftungen einiger jener Männer, die sich mittlerweile ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen begannen, wie sie Amerika, und damit das eigene Land, weltweit in eine Führungsposition hieven konnten. Bei so einem Plan wurde natürlich nicht zimperlich vorgegangen, genauso wenig wie beim inneramerikanischen Kampf um Wirtschaftspositionen und der Einflussnahme auf die US-amerikanische Gesetzgebung.
Die Walsh Commission untersuchte zwischen 1913 und 1915 die inter-industriellen Verbindungen, wobei Stiftungen noch nicht im Vordergrund standen. Dennoch kam die Kommission zu dem Schluss:
Die Beherrschung durch die Männer, in deren Händen die endgültige Kontrolle über einen großen Teil der amerikanischen Industrie liegt, beschränkt sich nicht auf ihre Angestellten, sondern wird rasch auf die Kontrolle des Bildungswesens und der "sozialen Dienste" der Nation ausgedehnt. Diese Kontrolle wird vor allem durch die Schaffung enormer, privat verwalteter Fonds für unbestimmte Zwecke, im folgenden als "Stiftungen" bezeichnet, durch die Ausstattung von Colleges und Universitäten, durch die Schaffung von Fonds für die Pensionierung von Lehrern, durch Beiträge zu privaten Wohltätigkeitsorganisationen sowie durch die Kontrolle oder Beeinflussung der öffentlichen Presse ausgeweitet.
J.P. Morgan und die Presse
1915 war aber auch das Jahr, in dem J.P. Morgan beschloss, dass es nun an der Zeit sei, die Möglichkeit zu erkunden, wie die US-amerikanische Presse unter Kontrolle zu bringen sein könnte. Zur Erinnerung: Es war just zu dieser Zeit, als J.P. Morgan und andere US-Banken (die mit einiger Sicherheit dem Federal Reserve Bank-Kartell angehörten) über die Kriegsanleihen verhandelten, die im September von Wilson genehmigt wurden.
Gewiss war nun eher weniger der Zufall im Spiel als vielmehr sehr viel gezielte Voraussicht, als J.P. Morgan, der Sohn des Mitverschwörers bei der Gründung der Federal Reserve Bank, dessen Bank größter Kreditgeber der Alliierten im Krieg gegen Deutschland war (und zwar schon vor Kriegseintritt der Vereinigten Staaten), 1915 eine Untersuchung in Auftrag gab, mit dem Ziel herauszufinden, wie die amerikanische (vielleicht auch internationale) Presse am besten beeinflusst werden könnte.
Im März 1915 brachten die Leiter der zu J.P. Morgan gehörigen Unternehmen – die großen Bosse aus Stahlindustrie, Schiffsbau und Rüstung – zwölf hochrangige Köpfe aus der Zeitungswelt zusammen und gaben ihnen den Auftrag, die einflussreichsten Zeitungen in den Vereinigten Staaten auszusuchen, und zwar so viele, dass sie die Politik der Tagespresse generell beherrschten … Sie erachteten es als ausreichend, sich die Kontrolle über 25 der größten Zeitungen zu erkaufen … Es kam zu einer Einigung; die politische Linie der Zeitungen wurde gekauft, bezahlt werden sollte monatlich; jede Zeitung erhielt einen Chefredakteur, der die Aufsicht über die Berichterstattung zu Einsatzbereitschaft, Militarismus, Finanzpolitik und anderen Fragen von nationaler und internationaler Bedeutung führen sollte, die als zentral für die Interessen der Käufer [J.P. Morgan & co – W.E.] galten. [Die Denkfabriken, F. W. Engdahl, Kopp Verlag 2015, S. 17]
Zu den im Zitat erwähnten “zu J.P. Morgan gehörigen Unternehmen” aus der Stahlindustrie, dem Schiffsbau und der Rüstungsindustrie gehörten auch das Kartell stahlverarbeitender Fabriken des Carnegie-Imperiums, das aber bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts unter die Kontrolle Morgans geraten war. Überdies waren die Interessen von Morgan, Carnegie, Rockefeller sowie weiteren Industriellen mit denen von Banken wie Kuhn&Loeb und weiteren eng verbunden. Zu letzteren, den Banken, gehörten natürlich die Banken des Federal Reserve Bank-Kartells, deren wichtigste die mit Sitz in New York war. New York, Sitz des Ostküsten-Establishments. Einzelne Firmen und Banken verwalteten in der Zeit nach 1900 und bis mindestens 1933 ein Geldvolumen, das das einzelner US-Bundesstaaten erreichte oder sogar übertraf.
Die Bedeutung der Konzentration einer ungeheuren Geldmacht in den Händen einer überschaubaren Clique von neuen Superreichen sowie die immense Wirtschaftsmacht dieser vorwiegend US-amerikanischen Kartelle kann gar nicht überbetont werden. Denn diese Information ist essentiell für das Verständnis der Entwicklung hin zum Eintritt Amerikas in den Krieg.
Kombinieren wir nun die angedachte und ziemlich sicher auch wenigstens teilweise vollzogene Kontrolle über die amerikanischen Zeitungen durch das Morgan-Konsortium mit dem im Falle eines Sieges des deutschen Kaiserreichs drohenden Total-Ruins des Konsortiums, dann ergeben sich aus dem entstehenden Bild überaus starke Motive für eine Propaganda-Kampagne, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte. Denn: Wäre J.P. Morgan bankrott gegangen, wären die anderen Banken des Federal Reserve Bank-Kartells mit in den Abgrund gezogen worden, und die schöne Idee einer amerikanischen Zentralbank gleich mit dazu. Und, ganz wichtig: Auch England hätte einpacken können und den Laden zumachen.
Insbesondere dank dem Einfluss des Morgan Konsortiums auf die amerikanische Presse aber auch den diversen diplomatischen und propagandistischen Initiativen seitens Englands gelang es nach und nach, die zunächst insbesondere von den vielen Deutsch-Amerikanern geteilte pro-Deutsche Haltung in den USA allmählich aufzuweichen.
Im nächsten Teil gibt es dann endlich eine Beschreibung des Totalen Propaganda-Programmes der von Wilson eingesetzten Creel Commission, die, wenn man es genau anschaut, nicht nur die Aufgabe gehabt zu haben scheint, williges Kanonenfutter in die Rekrutierungsbüros zu schaffen, sondern auch, und das nicht zuletzt, für den Verkauf der “Liberty Bonds” zu sorgen.